Farbgebung der Holzquerschwellen der Weichen

Wenn man zu handelsüblichen Weichen greift, zeigen die je nach Hersteller in aller Regel (dunkel-)bräunliche bis schwärzliche Schwellen. In der Epoche I stellt sich das anders dar.

Für die Strecke des Holledauer Bockerls waren für die Weichen neue Schwellen vorgegeben worden, das heißt, Schwellen, die frisch geschnitten und imprägniert aus dem Schwellenwerk der Kgl. Bay. Staatseisenbahnen in Kirchseeon angeliefert wurden. 'Imprägnieren' bedeutet in diesem Fall, daß sie mit Quecksilber-2-Chlorid (in den Quellen als 'Quecksilbersublimat' bezeichnet) in einem mehrtägigen Tauchverfahren ohne Druck behandelt worden waren. Dieses Verfahren wurde von dem englischen Chemiker John Kyan entwickelt und 1823 in England patentiert. Das Ergebnis der vorbeugenden Schädlingsbekämpfung waren in unterschiedlichen Schattierungen grün eingefärbte Hölzer. Gerade als Holledauer kennen viele heute noch das optische Ergebnis, denn das Verfahren wurde bis Anfang der 1970-er Jahre bei den Hopfenzainen, also den im Hopfengarten aufragenden Holzstangen, angewandt. Aber auch vielen von den Nicht-Holledauern dürfte das Erscheinungsbild nicht unbekannt sein: z.B. bei hölzernen Leitungsmasten und Laternenpfählen kam es praktisch überall zur Anwendung, außerdem kann man heute in vielen Baumärkten kesseldruckimprägnierte Hölzer z.B. für Beeteinfassungen u.ä. finden, die wenigstens in ihrem Erscheinungsbild dem Anblick damaliger Schwellen sehr nahe kommen.

Dieses Bild soll verdeutlichen, was als Ergebnis der farblichen Behandlung der Schwellen angestrebt wurde, wobei (es war mal wieder ein Kampf mit dem Weißabgleich der Kamera) die Farben leider nicht völlig naturgetreu dargestellt werden konnten, aber eine ungefähre Vorstellung kann man wohl gewinnen. Der rechte Pflock ist dabei ein frisch imprägniertes Stück, während der linke schon einige Jahre alt ist, aber nie in der Erde steckte. Er zeigt, wie sich das Holz (damals die Schwellen) im Laufe der Jahre veränderten: die Maserung des Holzes zeigt sich in einer fast schwarzen Farbe, während die Flächen einen deutlich grau-silbernen Farbton aufweisen. Für die Schwellen im Nachbau des Bahnhofs Wolnzach Markt ist allerdings nur das Erscheinunsgbild frisch kyanisierten Holzes von Interesse.

Um den optischen Eindruck zu erreichen, wurden viele Versuche unternommen und ich mußte einsehen, daß eine direkte Behandlung der Schwellen in einem Gang mir nicht gelingen würde. Also mußte ein Umweg gegangen werden: zuerst die farbliche Darstellung des frisch geschnittenen Holzes, das dann weiter zu behandeln war.

Die Farbpalette zur Darstellung der Schwellen als frisch geschnittenes Holz.

Im nächsten Schritt erfolgten Farbversuche zur Darstellung frisch kyanisierten Holzes.

Hier nun die Farbpalette zur Darstellung frisch kyanisierten Holzes auf der Basis von Schwellen, die als frisch geschlagenes Holz eingefärbt sind.

Nach Abschluß der Versuche und der Entscheidung, mit welchen Farbmischungen die einzelnen Schritte umzusetzen waren, hieß es, dies an den Weichen anzuwenden.

Unten die Ausgangsbasis: eine Weiche im Kaufzustand; darüber eine Weiche mit umlackierten Schwellen in der Farbgebung frisch geschnittenen Holzes.

Nun der entscheidende zweite Schritt:

unten befindet sich die jetzt zur Ausgangsbasis gewordene Weiche mit der Darstellung der Schwellen als frisch geschlagenes Holz, darüber eine Weiche mit den als frisch kyanisiert umlackierten Schwellen.

Hier noch eine Nahaufnahme der bereits im voranstehenden Bild beschriebenen Maßnahme.

Zum Abschluß eine Zusammenstellung der Ergebnisse der letzten beiden Kapitel die zeigt, aus was die Haltestelle Wolnzach Markt entstehen sollte: meine Umsetzung des Langschwellengleises und die Darstellung der Weiche mit kyanisierten Schwellen: